Warum einen Jack Russel Terrier? | Rasseportrait

Donnerstag, August 20, 2015

Der erste Hund und dann gleich ein Jack Russel - eine sportliche Leistung wie Jérôme auf seinem Blog schreibt.  Schnell durften er und seine Frau Lisa dann auch die geballte Ladung Sturheit eines Jack Russel Welpen kennenlernen: das Ladekabel eines Laptops musste sofort in den ersten drei Tagen erneuert werden... Heute haben  Jérômes und Lisa gleich zwei Jack Russel und ein Laptop MIT Ladekabel - wie sie das geschafft haben? Meint ihr den zweiten "Jacky" oder das Ladeskabel?! Beides könnt ihr in seinem Rasseportrait nachlesen!



Ein Rasseportrait  über den Jack Russell Terrier
von Jérôme Krause

Ich habe mich sehr gefreut, als mir Sali zugesagt hat, dass ich das Rassenportrait über die Russell-Bande schreiben darf. Es wurden allgemeine Informationen und eigene Erfahrungen gesammelt und genutzt.


URSPRUNG DER RASSE

Der „Jacky“ stammt ursprünglich aus Großbritannien, hat aber seine Entwicklung in der heutigen Form, in Australien durchlaufen. John (Jack) Russell (1795-1883) war ein passionierter Jäger. Er züchtete diese Rasse, weil er einen ganz bestimmten Typ von Fox Terrier züchten wollte. Als „Stammmutter“ wird eine Hündin mit dem Namen „Trump“ bezeichnet.

„Zuerst einmal ist ihre Grundfarbe weiß, mit nur einem braunen Fleck über jedem Auge und Ohr und einem Fleck, nicht größer als ein Penny, auf der Schwanzwurzel. Das Fell ist dicht anliegend und eine geringfügige Rauheit schützt ihren Körper vor Nässe und Kälte. Dieses Fell hat aber keinerlei Ähnlichkeit mit dem langen rauhaarigen Fell eines Scotchterriers. Die Beine sind pfeilgerade, die Pfoten perfekt. Die Lenden und die Gestalt des ganzen Rahmens weisen auf Unerschrockenheit und Ausdauer hin, während die Größe und Höhe dem einer ausgewachsenen Füchsin entsprechen.“
-E.W.L.Davies: Memoir of the Reverend John Russell and his Out-Door-Life

Es gibt eine Unterscheidung von hoch-, und niederläufigen Terriern, wobei der hochläufige Terrier, als Parson Russell Terrier, und der niederläufige Terrier, als Jack Russell Terrier  bezeichnet werden. Ein kleiner Tipp zur Unterscheidung: Der Jacky sieht aus, wie ein großer Hund, nur im kleinen Format. Die Proportionen stimmen überein, als hätte man einfach, an der „rechten unteren Ecke“ ein Bild kleiner gemacht. Den Parson erkennt man unter anderem, an einer „buschigeren“ Schnauze, seinen etwas längeren Beinen und an seinem, teilweise, struppigeren Fell.




 

DIE PFLEGE BEIM JACK RUSSEL

Der „Jacky“ ist ein pflegeleichter Vierbeiner. Zumindest was die Fellpflege angeht. Man sollte aber mindestens ein Mal die Woche, das Fell bürsten, eher zweimal. Die Krallen sollten nach Bedarf geschnitten werden. Für die Zahnpflege empfehlen wir Geweihe und Kauwurzeln. Wir geben keine Dentalsticks, da diese meist viel Zucker enthalten und in kürzester Zeit gefratzt sind. Geweihe und Kauwurzeln sind natürliche Kaumittel, die, in unseren Augen, auch den besseren „Zahnputzeffekt“ haben.

Im Allgemeinen sollte man auch darauf achten, ob die Augen irgendwie übermäßig tränen, wie der Stuhl aussieht oder ob man ein verändertes Verhalten bei seinem Hund feststellen kann.
Man muss aber ganz deutlich sagen, dass der Jack Russell realtiv schmerzunempfindlich ist, also er sehr spät Schmerzen zeigt. Man sollte seinen Jacky also genau im Auge behalten.




DAS FUTTER

Das ist eine kleine persönliche Herzensangelegenheit von mir. Wir sehen zuhauf Jacky’s, die einfach total überfressen sind. Meist sind die Halter auch ältere Herrschaften, die selber nicht mehr so gut zu Fuß sind und meinen, dass das (gewürzte) Essen vom Tisch, etwas Gutes für ihren Vierbeiner ist. In meinen Augen, ganz nebenbei, ein klassischer Fehlkauf und zeigt, dass sich vorher nicht richtig über diese Rasse informiert wurde.

Während Luna diejenige ist, die das Essen auch liegen lässt, wenn es ihr zuviel ist, ist Sharly der Staubsauger, der alles einfach inhaliert. Wenn man so einen Hund hat, sollte man wirklich mit der Waage arbeiten, sodass der Hund nicht verfettet.

Mit BARF’en haben wir es auch versucht, halten aber nicht so viel davon, da Luna nach kurzer Zeit erkrankte, kein rohes Fleisch mehr fraß und seither weitestgehend antibiotikaresistent ist. Wir füttern Morgens Nass- und Abends Trockenfutter, dabei achten wir darauf, dass wir ausschließlich hochwertiges Futter verwenden. In unseren Augen, der ideale Mix.



SEINE EIGENSCHAFTEN

Wichtig ist, dass man sich vor der Anschaffung vor Augen führt, wofür diese Hunde gezüchtet wurden: zur Jagd. Speziell zur Fuchsjagd im Bau. Und wenn man sich so eine Fuchsjagd vor dem geistigen Auge vorstellt, kann man sagen, dass ist Orts- und Häuserkampf mit Schnauze. Auf der einen Seite der Fuchs, der sich mit allem wehrt und der Jacky, der den Fuchs rausholen will - alles auf engstem Raum.

Auch wenn das nicht schön ist, muss man sich das durch den Kopf gehen lassen, um zu verstehen, warum es eine „liebevolle, aber strenge und konsequente Hand“ braucht, um einen Jacky zu erziehen. Wer in einen Bau rumpelt um den Fuchs rauszuholen, muss kühn und furchtlos sein. Mit solchen Eigenschaften ausgestattet, will der Jacky einen „starken“ Hundeführer - wenn der Hund Unsicherheit spürt, tendiert er dazu, die Führung übernehmen zu wollen.

Viele sehen in dem Jacky nur den kleinen, süßen Vierbeiner, der wahnsinnig schnell über den Agility Parcours flitzt und Kunststücke vorführt. Den Weg dorthin übersehen viele. Dank seiner Intelligenz, lernt der Jacky wahnsinnig schnell, gerade wenn es Spass macht und kann auch mal „rauher“ angefasst werden, ohne dass er zimperlich oder beleidigt ist.

Der Jack Russell ist kein Anfängerhund! Er hat das Selbstbewusstsein eines großen Hundes - in einem kleinen Körper. Der FCI-Rassestandart beschreibt den Jack Russell Terrier folgendermaßen:

"Der Jack Russell Terrier ist in erster Linie ein Arbeitsterrier, ein Jagdhund. Er ist ein lebhafter, wachsamer, aktiver Terrier mit durchdringendem, intelligentem Ausdruck, kühn und furchtlos, freundlich mit ruhigem Selbstvertrauen".

Körperlich fast nicht zu erschöpfen, intelligent und lebensfreudig. Und der Beschützerinstinkt sollte nicht unterschätzt werden. Furchtlos verteidigt der Jack Russell seine Familie vor Fremden, da muss man früh dagegen steuern, um unangenehme Situationen bei Besuchern zu vermeiden.

Ein weiteres Klischee ist, dass der Jacky, quasi immer die „Spritze in der Pfote“ hat und nie runter kommt. Ja und Nein. Ja, Luna & Sharly können beide unglaublich unter Strom stehen, können aber beide auch den Sonntag mit uns auf der Couch verbringen. Wenn sie es so kennenlernen, werden sie sich auch daran anpassen.


DER JACK RUSSEL UND KINDER

Kinder ist ein schönes Thema. Denn man kennt so viele Geschichten über zwickende Jacky’s, die auch nicht so gut ausgegangen sind. Leider finde ich die Webseite, auf der ich folgendes sinngemäß gelesen habe nicht wieder:

“Ist der Jack Russell Terrier den Umgang mit Kindern gewohnt, so erträgt er jegliches Handeln von Kindern mit stoischer Ruhe.“


Luna hat, egal in welchem Zustand, ob hochschwanger oder nicht, genauso wie Sharly, sämtliche Knuddel-, Drück-, und Streichelversuche von Kindern mit stoischer Ruhe ertragen. Wenn es ihnen zu viel wird, laufen sie einfach weg, dorthin, wo kein Kind kommt - bzw. wir das Kind abhalten, z.B. vom Korb, denn das ist die Ruhezone des Hundes. Aber sie müssen schon früh an Kinder herangeführt werden, um so einen „stoischen“ Umgang zu erlernen.



MEINE EIGENEN ERFAHRUNGEN MIT DER RASSE


Wie wir auf den Jacky gekommen sind? Ich war auf Lehrgang, und die Hündin eines Bekannten hatte gerade geworfen… Lisa hat sich direkt verliebt und mir „ihre“ Entscheidung direkt am Telefon mitgeteilt. Da ich damit keinerlei Problem hatte, haben wir die Maus dann drei Wochen später abgeholt. Und ehrlich gesagt, gab es so manche Ernüchterung und kleine Krise, weil der kleine Terrorkrümel aller Niedlichkeit zu trotze, sehr anstrengend war.  

Zum Beispiel als Luna ihre „Ich-mach-alles-von-Lisa-kaputt“-Phase hatte, war Lisa am Rande der Verzweiflung, weil ich unter der Woche nicht Daheim war. Mit viel Liebe, Geduld und Taschentücher, haben sich am Schluss beide gefunden, und auch wenn es nicht immer perfekt läuft, ist Luna unser vierbeiniges Abbild - im Verhalten und Charakter :-) .

Wie überall im Leben, gibt es auch hier Ausnahmen. Nicht jeder Jacky ist das Selbstbewusstsein in Hund. Das beste Beispiel ist unser Sharly. Er ist ein sehr schüchterner kleiner Mann, der nur selten den Jacky rauskehrt. Man muss sich eben auf jeden Charakter einlassen, wie bei jeder anderen Rasse auch. Sharly, der kleine Mann kam nicht auf dem üblichen Wege zu uns… also, dass wir ihn irgendwo gesehen, uns quasi verliebt und mitgenommen haben. Nein. Sharly war ein „Unfall“ :-D . Lisa war mit Luna Gassi und hat auf dem Weg einen Jack Russell Opa, 10 Jahre jung, getroffen. Während Lisa sich mit dem Besitzer unterhalten hat, hat der Hundeopa seine Chance genutzt und… naja… ihr könnt es euch sicher vorstellen was da passiert ist… :-P . Und ja, beide waren angeleint - wie das zu Stande kam? Ein Rätsel des Universums :-) . 

Wir standen jetzt vor der Frage: die „Spritze danach“ oder austragen lassen? Für und wider wurden abgewägt, es wurde diskutiert und nachgedacht. Zucht oder Nachwuchs, war in dem Sinne nie geplant gewesen. Es stellten sich so viele Fragen: Wo bringen wir die Welpen unter? Wer kann in der Zeit nach der Geburt Urlaub nehmen? Wie vermitteln wir die Welpen? Und und und… was also tun?

Schlussendlich haben wir uns für den Wurf entschieden. Es wurden 6 Welpen, drei Jungs und drei Mädels. Urlaub haben wir so gelegt, dass wir möglichst „versetzt“ Daheim waren. Zum Vermitteln haben wir statt einer Vorauszahlung, Besuche verlangt. Mindestens drei Mal mussten unsere „Bewerber“ vorbei kommen. So haben sich Welpe und Zweibeiner kennengelernt und wir  konnten einen Eindruck von den Menschen gewinnen, denen wir ein wertvolles Leben in die Hände gaben.

Sharly, Nummer 6, war allerdings von Anfang an nicht so begeistert, wenn Besuch kam. Er hat sich lieber verkrümelt und wenn er hochgenommen wurde, hat er lieber weggeschaut. Lisa sagt immer, dass sie eben das Gefühl hatte, er wollte nicht weg. Und wir haben für alle Interessenten gefunden, nur für Sharly nicht. Er war ihnen immer zu schüchtern. So ist er bei uns geblieben und mittlerweile ist er nicht mehr wegzudenken, der Jacky, der wegrennt, wenn er angepustet wird :-D



Der Jack Russell braucht sehr viel Zeit und Beschäftigung, kann aber, wie vorhin schon erwähnt, genau so einen Gang runter schalten. Es kommt auf das Umfeld an, und oft muss man selber den Ruhepool darstellen, während die 5 kg an der Leine, gerade versuchen auszuflippen. Für aktive Halter, die auch liebevoll und konsequent sein können, ist das der ideale Hund. Wir würden uns jederzeit wieder einen Jack Russell zulegen. Unser idealer Begleiter.

Liebe Grüße
Jérôme



Quellen: Wikipedia.de, FCI.be/de, eigene Erfahrungen (Alltag, Agility, Hundeschule etc.)
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Text und Fotos: Jérôme Krause
Linktipps: Mehr über Luna und Sharly erfahrt ihr auf ihren Blog homepets.de

Lieber Jérôme, vielen Dank für dein tolles Portrait. Es spiegelt perfekt wieder, was für eine tolle Rasse der Jack Russel Terrier ist, wenn er in die richtigen Hände wie bei euch kommt! Ich werde euren Blog auf jeden Fall regelmäßig weiterverfolgen!
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12 Kommentare

  1. Ein tolles Porträt über den Jacky und auch seine Eigenarten. Ich denke, gerade bei Terriern jeder Art sollte man sich im Vorfeld sehr genau informieren. Wir sehen hier gerade Jackys zuhauf als niedliche kleine Welpen. Ein paar Monate später sieht man keinen mehr von ihnen...

    Wuff-Wuff Chris

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    1. Hallo Chris, dem kann ich mich nur anschließen! Der Jack Russel gehört für mich zu einer der Rassen die am Häufigsten aufgrund ihrer Körpergröße unterschätzt werden und oft ohne Hundewissen in die Schublade: "einfach zu halten aufgrund Größe und Aussehen" gepackt werden. Die Folge oft wie von dir oben angedeudet: überforderte Halter, die den Hund wieder abgeben.
      Liebe Grüße
      Sali

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  2. Euer Porträt ist sehr gelungen und hat mir persönlich die Jacky's sehr nah gebracht.Ich mag die Jack Russels sehr gern.Sie strahlen für mich soviel Lebensfreude aus und ich mag ihren Eigensinn .



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    1. Hi Schwesterchen, deinem Lob schließe ich mich gerne an!
      Liebe Grüße
      Sali

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  3. Ich freue mich über jedes Terrierportrait, muss aber kurz einwerfen, dass es beide Russel sowohl in glatt-, rau- und stichelhaarig gibt. Also auch Jack Russel können Bart haben und Parsons keinen. ;-) Toll, dass du ursprüngliche Arbeit der kleinen beschreibst! Viele sehen immer nur den niedlichen kleinen Hund, der ja sicher nicht viel Arbeit macht...

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    1. Danke für deine Ergänzung zum Thema!
      Liebe Grüße
      Sali

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  4. Hab recht lieben Dank für Deinen Post.
    Es ist sehr interessant zu lesen.
    Liebe Grüße von Sylvia

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    1. Hallo Sylvia, schön, dass ihr wieder einmal vorbeigeschaut habt! Mich hat der Artikel von Jérôme auch sofort gefesselt.
      Liebe Grüße
      Sali

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  5. Wirklich ein richtig toller Text <3 Endlich lese ich mal im Internet von einen Jack Russel der nicht nur ständig den aufgedrehten Flummi spielt und vor nichts und niemand Angst hat. Sondern auch mal ruhig, schüchtern und zurückhaltend ist - wie unsere Trixy. Ich dachte schon manchmal sie kann kein echter Jack Russel sein mit so einer ruhigen Grundeinstellung :) Nur ganz selten kommt der wahre Jack Russel ans Tageslicht. Da wird getobt ohne Ende. Ansonsten gibt es so gut wie immer gemütliche Sonntage :)

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    1. Hallo Diana, danke für deine Kommentar zum Thema! Er zeigt wieder einmal, dass man nicht alle Hunde einer Rasse über einen "Kamm scheren" darf! Gerade weil Jérôme gleich zwei so unterschiedliche Exemplare der Rasse hat, fand ich den Bericht auch super spannend zu lesen.
      Liebe Grüße
      Sali

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  6. Jack Russels sind wunderbare Hunde. Leider kommen viele in falsche Menschenhände, die dem Hund nicht gerecht werden und keine Erfahrungen mit Hunden haben.

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