Warum einen Australian Shepherd? | Rasseportrait

Sonntag, August 09, 2015

Emmely, die auch wegen ihrer Fellzeichnung am Kopf "das Indianermädchen" genannt wird ist ein Australian Shepherd.  Ihr Frauchen Lizzy bezeichnet sie aber auch auch häufig als Clown im Körper einer Wildsau. Das liegt nicht nur an Emmelys Vorliebe sich dreckig zu machen, sondern auch an ihrem temperamentvollen Wesen. Ob das für die Rasse typisch ist, für wen sich der Aussie eignet und vieles mehr könnt ihr in dem Portrait von Lizzy nachlesen:


Warum ein Australian Shepherd?

Ein Rasseportrait von Lizzy Häußler

Als Kind wollte ich schon immer einen Hund haben, doch wie das häufig so ist, blieb es ein Herzenswunsch. Am Ende meines Studium wurde mir klar: Jetzt oder nie. Und zum ersten Mal machte ich mir Gedanken, was es denn für eine Rasse werden sollte. 


© Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik


Ich habe schon immer eine Affinität zu Jagdhunden gehabt – Pointer, Vizla, Irisch Setter – finde ich zum Beispiel super schön. Nur ist Schönheit ja das falsche Kriterium und ein Jagdhund passt von seinen Ansprüchen eher nicht in mein Leben. Doch welche Kriterien waren denn wichtig?

Meine Wünsche & Erwartungen:
  • Sportlich aktiv
  • Keine super aufwendige Fellpflege (dafür bin ich einfach zu faul)
  • Wenig Ambitionen zum Bellen (macht sich eher schlecht in einer Mietwohnung)
  • Sollte sich eventuell als Therapiehund eignen – deshalb: kein übermäßiges Speicheln, Freundliches Aussehen
  • Möglicherweise Spaß am Tricksen oder Frisbee spielen oder Apportieren oder Sucharbeit (ich wollte gerne mit meinem Hund ein neues Hobby finden) 
  • Ein Lebensgefährte – einer, der immer überall dabei sein kann

Kurzum: Ich wollte gerne ein Allrounder, mit dem viel möglich ist – keinen Hund nur zum Spazierengehen. Dazu kommt, dass ich selber ein recht schneller und im Alltag recht ungeduldiger Mensch bin – ein Hund, der vom Wesen her sehr gemütlich ist – passt daher zu mir nicht wirklich gut. Und mitten in der Findungsphase betreute ich einen integrativen Kinder & Hund Kurs, indem Kinder den richtigen Umgang mit Hunden lernen sollen. Mit dabei zwei Therapiehunde – und zufälligerweise beides Australian Shepherds.Im Grunde genommen war es da schon um mich geschehen: Durch das freundliches Aussehen verloren selbst die schüchternsten Kinder schnell ihre Scheu, die Beiden waren lernwillig, schnell in der Ausführung und hatten einen großen Bewegungsdrang. Ich begann mich also mit Hütehunden im Allgemeinen und Australian Shepherds im Speziellen auseinanderzusetzen.

© Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik


Demnach ist der Australian Shepherd tatsächlich ein Allrounder, da er sowohl zum Schafe, aber auch Rinder und Enten hüten eingesetzt werden kann. Er gilt als intelligent, arbeitswillig und lauffreudig. Zudem soll er Fremden gegenüber freundlich aber reserviert sein und über eine gute Portion Schutzinstinkt verfügen. Es gibt unzähligen Farbvarianten und die Augen können braun, blau oder grünlich in verschiedenen Kombinationen sein. Abhängig vom Geschlecht und der Linie (zum Beispiel Show- oder Arbeitslinie) wird er zwischen 46 – 58 cm hoch – also eher ein mittelgroßer Hund.

Und obwohl ich viele, viele Anzeigen fand, in denen Aussis aufgrund von Unterforderung und Beißvorfällen abgegeben wurden, trotz der Tatsache das Reserviertheit und Therapiehund nicht wirklich gut zusammen passen und obwohl mir viele nahestehende Menschen davon abrieten, sich in jungen Jahren einen so arbeitsintensiven Hund anzuschaffen – entschied ich mich für diese Rasse.
Und traf damit die beste Entscheidung überhaupt.

© Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik


Emmely entspricht in vielen Punkten der allgemeinen Rassebeschreibung: Sie ist ein Workaholic, jederzeit für alles bereit – solange ein wenig Bewegung und Abwechslung dabei ist, macht sie alles mit – ob Frisbee, Tricks, Tunierhundesport, Suchspiele und vieles mehr. Unsere 12 km Inliner Runde bewältigen wir in gut 40 Minuten und ich kann sie ausnahmslos überall mitnehmen. Schon durch ihr auffälliges und freundliches Aussehen zieht sie die Menschen wie ein Magnet an. Durch den hohen Anteil an Arbeitslinie hat Emmely recht wenig Fell und damit lohnt es sich kaum über dessen Pflege zu sprechen. Emmely‘s Schutztrieb ist praktisch nicht vorhanden und somit haben wir mit dem Bellen keinerlei Probleme – obwohl sie schon gerne ihre Befindlichkeit durch jammern, seufzen und schnauben mitteilt. Fremden gegenüber ist sie zwar aufgeschlossen, aber reserviert – an ihnen schnuppern ja – anfassen nicht unbedingt. Selbst mit mir und ihrem Lieblingszweibeiner kuschelt sie meist nur morgens und abends.

© Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik

Emmely ist mein absoluter Traumhund und doch würde ich nicht jedem diese Rasse uneingeschränkt empfehlen. Sie ist eben ein Arbeitstier, welches kein Ende kennt – weswegen man in den ersten Zeit hauptsächlich das zur Ruhe kommen trainieren muss. Bei Emmely hat es mit sehr konsequentem Boxentraining übrigens gut ein Jahr gedauert, bis sie sich nach einem Spaziergang entspannen konnte und nicht noch ewig durch die Wohnung tigerte - auf der Suche nach einem Abenteuer. Spaziergänge, in den man sich angeregt mit anderen Zweibeinern unterhält oder einfach seinen Gedankengängen nachhängt, nutzt sie sofort aus, um die Gegend außerhalb meiner Sichtweite unsicher zu machen. Sie braucht die körperliche und geistige Auslastung, andernfalls widmet sie sich hingebungsvoll meiner Wohnungseinrichtung. Wichtig ist das Gleichgewicht zwischen Ruhe und Auslastung –  denn Emmely gewöhnt sich schnell an immer mehr Spiel und Spaß – und fordert das dann auch ein. Darum gibt es bewusst arbeitsfreie Tage bei uns.

© Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik


Ich liebe ihre Albernheit, ihren Drang etwas Neues zu erlernen, ihr kuschelig- weiches Fell, ihre lustigen Augen, das freundliche Wesen und die manchmal aufdringliche Art, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie lebt das Motto frei nach Pippi Langstrumpf: „Lass dich nicht unterkriegen. Sei frech, wild und wunderbar“ und trifft damit mitten in mein Herz. Sie spiegelt ganz häufig meine Emotionen und hat sich ihren Lieblingszweibeiner mit so großer Sorgfalt ausgewählt, dass er nun sogar zu meinem Lieblingsmenschen geworden ist. Nach zwei Jahren an meiner Seite, kennt sie mich fast besser als ich mich selbst :)

PS: Seit Anfang des Jahres begleitet mich Emmely übrigens bei meiner Arbeit – die Kinder und Jugendliche können zwar mit ihr nicht kuscheln, dafür aber Verstecken spielen, neue Tricks einstudieren und was ihnen sonst noch so einfällt. Und Emmely ist immer mit Feuereifer dabei.

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Text: Lizzy Häußler
Fotos: Lizzy Häußler und Björn Ruschinzik

Linktipps: Mehr über das "Indianermädchen" Emmely erfahrt ihr auf ihrem Blog:
Die Abenteuer eines Indianermädchens in der großen & weiten Prärie oder ihr besucht sie auf ihrer Facebookseite Emmely, das Indianermädchen.


Liebe Lizzy,
vielen Dank für das tolle Portrait! Dein Beitrag über den "Aussie"  zeigt wie wichtig es ist, sich im Vorfeld genaue Gedanken darüber zu machen, welche Rasse sich für einen eignet und ob man auch den Ansprüchen des Hundes gerecht wird. Bei euch beiden hat man beim Lesen sofort das Gefühl - da haben sich zwei Seelen gefunden und passen perfekt zueinander.
Viele liebe Grüße
Sali

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BLOG-VORSCHAU: 

Optisch ein Zwerg - vom Wesen ein Riese! Richtig - im nächsten Portrait geht es um den Jack Russel Terrier. Eine kleine Hunderasse in der ganz viel Power steckt. Luna und ihr Sohn Sharly sind zwei Jack Russel die vom Charakter nicht unterscheidlicher sein könnten.  Ob sie typischer Vertreter der Rasse sind, dass könnt ihr in dem Portrait von Jerome am 20. August bei uns nachlesen.

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Weitere Rasseportraits:
(Eine Übersicht aller bisher veröffentlichten Portraits findet ihr auf der Seite Blogserien)

Warum einen Zwerpinscher?

Welche Hunderasse erwartet ihr beimAgilitykursers? Meine spontane Antwort lautete früher: Border Collie oder Australian Shepherd. Von daher staunte ich sehr, als mir auf dem Hundeplatz die beliebteste Rasse des Agilityvereins vorgestellt wurde - der Zwergpinscher.Mit dieser Rasse hätte ich vieles verbunden - aber keine kleine Sportskanone, die im Rekordtempo durch den Parcour fliegt. Zeit also mit den Vorurteilen mal so richtig aufzuräumen!

>> weiterlesen Rasseportrait Zwergpinscher

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Warum einen Mops?

Mit Molly erfüllte sich Rebecca ihren großen Lebenstraum vom eigenen Hund. Von vielen wurde sie anfangs belächelt. Ein Mops - das sei doch kein richtiger Hund, bekam sie häufig zu hören.  Rebecca ließ sich von allen diesen Vorurteilen jedoch nicht beirren und für sie stand fest: "Ein Mops ist genau die richtige Rasse für mich".
>> weiterlesen Rasseportrait Mops

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6 Kommentare

  1. Wow ein wahnsinnig toller Bericht. Dachte ich les mal quer drüber, aber der Schreibstil und die super Beschreibung von Emmely haben mich gleich gefesselt. Ich kenne viele Aussies aus meinem Hundeverein und ich glaube eine treffendere Beschreibung habe ich noch nicht gelesen. Für sind das mit die schönsten Hunde, besonders mit dieser Musterung wie sie "das Indianermädchen" hat. Allerdings befassen sich glaub ich nicht viele so genau wie du, bevor sie sich diese Rasse holen. Eben genau wegen diesem wunderschönen Aussehen. Werde aufjedenfall auch eurem Blog folgen. Ihr habt mich für euch begeistert;-)

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  2. Ein super interessantes Hundeportrait,das mir auf sehr lebendiger Weise den Aussie näher gebracht hat.Ich kann zu gut verstehen,dass Emmely ein Traumhund ist

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  3. Endlich jemand, der zeigt, der Aussie ist eben nicht für jeden geeignet und dass man sich nicht vorschnell nur wegen des Aussehens für eine Rasse entscheiden sollte. Ich find den Bericht wieder sehr gelungen und freue mich, dass Emmely und Lizzy zueinander gefunden haben.

    Wuff-Wuff Chris

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  4. Danke dass wir das "Indianermädchen" kennen lernen durften, der Bericht ist so fein geschrieben.
    Wir werden gleich einmal beim Original vorbeisehen, denn das Porträti reiztmehr von Emmely zu erfahren.
    Nasenstups und Grüsse von Ayka und Erika

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  5. Oh, das freut uns wirklich sehr! Danke für die vielen lieben Worte und dir Sali nochmal, dass wir dabei sein durften!
    Liebste Grüße
    Lizzy und das Indianermädchen

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  6. Super schöner Bericht. Sehr gut fand ich, dass du so auf den Charakter und die Vorraussetzungen zur Anschaffung von dieser Hunderasse eingegangen bist!

    LG Jérôme

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