Der tut nix! Der will nur spielen! [Imponier und Drohverhalten beim Hund]

Mittwoch, Februar 12, 2014

Imponier und Drohverhalten bei Hunden ist oft nur schwer von  harmlosen spielen zu unterscheiden.

"Der tut nix, der will nur spielen ist nicht nur einer der Lieblingssprüche von Martin Rütter, sondern leidern auch von vielen Hundebesitzern!

DAS IMPONIER UND DROHVERHALTEN BEIM HUND

Die Körpersprache von Hunden und unsere  Wahrnehmung einer Situation ist häufig sehr unterschiedlich. Ich möchte euch noch einmal mitnehmen zum Hundestrand von Hooksiel. Es ist ein herrlicher Tag und viele Hunde tummeln sich dort. Einige Vierbeiner toben und rennen miteinander und man hört immer wieder Sätze in der Art von "Toll, dass Max einen Spielkameraden gefunden hat", "Luna spielt immer gerne mit anderen Hunden" und den berühmten Satz "keine Angst - der tut nix. Der will nur spielen!". Aber betrachten wir die gesamte  Situation einmal aus der Sicht des Hundes. Schauen wir uns das Foto einfach als Vergrößerung an  - was sehen wir dann?

Spiel und Ernst bei Hunden ist oft wie bei diesen beiden Rüden schwer zu unterscheiden.

Zwei Rüden beim Spiel? Von einer größeren Entfernung aus könnte man das Geschehen vielleicht so bewerten. Der Blick durch das Teleobjektiv zeigt uns jedoch eine ganz andere Situation, die nichts mit einem Spielverhalten zu tun hat. Der linke Rüde, Paul, zeigt ein deutliches Imponierverhalten, um seine Überlegenheit dem Golden Retriever gegenüber zu demonstrieren, der ihn zuvor provoziert hatte.

Typische Merkmale beim Imponierverhalten sind:

  • das Rückenhaar ist gesträubt
  • die Ohren zeigen nach vorne
  • er zeigt dem Retriever seine Flanke

Provozierendes Verhalten zeigt sich durch:


  • anrempeln des anderen Hundes
  • den Versuch den Kopf bei ihm aufzulegen
  • Unterschreitung der Individualdistanz 

 
Zwei Hunde beim Spielen oder ist es doch schon ein Drohverhalten?


Grundsätzlich kein ungewöhnliches Verhalten zwischen Rüden, dass jedoch schnell in ein Drohverhalten umschlagen kann, wenn beide Hunde sich wie in diesem Fall  gleich stark fühlen. Zum Glück bemerkt der  Hundehalter des Retriever sehr schnell, dass die Situation weit entfernt von einem "der will doch nur spielen war" und löst die Situation in sich auf, in dem er seinen Hund abruft und  ihn anleint.

Gehen wir weiter an unserem Strandabschnitt. Kurz nach diesem Vorfall begegnen wir dieser Gruppe,
leider wieder mit dem selbstbewussten Paul von vorhin. Die Hunde nähern sich Chiru und "begrüßen" ihn.

Tibet Terrier Chiru wird am Strand von fremden Hunden begrüsst


Die beiden kleineren Hunde gehen mit der Situation entspannt um. Chiru wird vorsichtig beschnüffelt - nur Paul, zeigt auch hier schon wieder sein selbstsicheres Wesen. Der Kopf von ihm ist leicht gesenkt und er hält direkten Blickkontakt zu Chiru.


Tibet Terrier Chiru am Hundestrand. Eine freundliche Begrüssung sieht anders aus.


Chiru erwidert den Blick und wendet den Kopf nicht ab. An seiner gesamten Körperhaltung auf dem  oberen Foto lässt sich gut ablesen, dass ein Konflikt zwischen beiden Hunden kurz bevorsteht:

  • die gesamte Körperhaltung ist sehr steif und aufrecht
  • die Rute liegt weit über den Rücken
  • der Kopf ist deutlich gehoben.

Auch an der Körperrichtung lässt sich einiges ablesen. Ein drohender Hund verlagert sein Gewicht - wie Chiru auf den Foto - nach vorne. Wenige Sekunden später geht die "harmlose Begrüßung - der will doch nur spielen..." von dem Imponier- in ein Drohverhalten über. Zum Glück ohne, dass es zu einer handfesten Rauferei kommt.


TIbet Terrier Chiru wird von einem fremden Hund am Strand angesprungen

Aber wie sieht eine "harmlose" Begrüßung bei Chiru aus? Dieser kleine Mischling Max nähert sich Chiru vorsichtig. Chiru steht ihm entspannt gegenüber und Max wendet leicht den Kopf zur Seite, um Chiru nicht mit einem direkten Blickkontakt zu provisieren. Die Körperhaltung von Max ist nach hinten verlagert - er nimmt eine Abwehrhaltung ein. Beide Hunde interessieren sich nicht weiter für einander und wir können unseren Spaziergang fortsetzen.

Tibet Terrier Chiru und ein fremder Hund begrüssen sich vorsichtig am Strand.



Aber wo sind jetzt die vielen potentiellen Spielpartner auf unserer Runde?

Wenige Meter weiter kommt Lucy auf uns zugelaufen - auch hier hören wir schon von weitem - ihr ahnt es schon?! "Keine Angst - Lucy will nur spielen!" Die Besitzer von Lucy sind sichtlich erfreut, dass ihre Hundedame endlich einen rennbegeisterten Hundekumpel gefunden hat, der genauso schnell wie sie laufen kann.

Sieht so ein Hund aus, der sich freut einen "Kumpel" zum Rennen gefunden zu haben? Für mich könnte sich Lucy mit diesem Gesichtsausdruck für jeden Horrorfilm als Darstellerin "voller Angst" bewerben. Das Monster das ihr folgt muss wirklich schrecklich sein!



Dabei verstehe ich das überhaupt nicht - das ist doch nur Chiru...

... und der will doch nur spielen!

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24 Kommentare

  1. Liebe Sali,

    das ist wirklich ein toller Beitrag :) Viele Hundebesitzer beobachten ihre Hunde beim Spielen einfach zu wenig, oder wissen die Körpersprache der Hunde einfach nicht abzulesen.

    Ich habe letztens auf meiner Runde mit Amber ein gerade mal 4,5 Monate alte Ridgebackmädchen getroffen. Amber und die kleine "Whisky" haben toll gespielt. Amber hat sich immer klein gemacht und die Kleine "gewinnen" lassen ;) Es war schön anzusehen. Beide Hunde hatten wirklich Spaß bei der Sache.

    Danach ist noch eine erwachsene Hundedame dazu gestoßen und schnell hat sich heraus gestellt, dass diese das "Spiel" eindeutig dominieren wollte. Der Ablauf wurde zunehmend schneller. Die Hunde sind viel mehr gerannt, als wollten sie (vor allem Amber) vor dem Neuzugang fliehen. Ich habe kurzerhand Amber abgerufen. Sie ist sofort gekommen - für mich ein Indiz, dass es ihr nicht allzu viel ausgemacht hat, die "Spielrunde" zu verlassen, da der Abruf aus dem Spiel bei einem 8 Monate alten Hund nicht die beste Lektion ist ;)

    Wir sind dann weitergegangen und Amber hat sich, je weiter wir weg waren, mehr und mehr entspannen können.

    Das Kommentar der Hundedamenbesitzerin: "Oh wie schön, die würden jetzt gerne noch den ganzen Tag spielen!" - wer's glaubt!

    Liebe Grüße, Carolin mit ♥ Amber

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    1. Hallo Carolin, solche Situation wie von dir beschrieben, kenne ich auch sehr gut! Gerade, wenn zwei Hunde bereits miteinander spielen bin ich selber immer sehr vorsichtig und lasse Chiru lieber an der Leine. Ich finde gerade die Gruppendynamik ist nicht zu unterschätzen und man weiß nicht wie die beiden spielenden reagieren. Noch ärgerlicher, wenn der Neuankömmling dann den Spaß ein jähes Ende bereitet wie bei euch! Gerade wenn beide noch sehr jung sind wie Amber und das Ridgebackmädchen möchte man schlechte Erfahrungen ja tunlichst vermeiden.

      Liebe Grüße
      Sali

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  2. Schöner Beitrag. Ich habe bis heute das Gefühl Körpersprache von Hunden nicht ganz verstanden zu haben. Besonders beunruhigend, wenn ich bedenke dass Genki in letzter Zeit die Gewohnheit hat, bei fremden Hundebegegnungen von einer Sekunde auf die andere auszuticken. Aber seine Körperhaltung davor sieht für mich immer gleich aus: Er wirkt völlig angespannt, die Haare auf dem Rücken sind komplett aufgestellt. Eigentlich bei jedem fremden Hund, den er trifft das Selbe. Und dann wird plötzlich entweder zum Spielen aufgefordert, oder er stürzt sich kläffend drauf. :( Schwierig!
    Das letzte Foto sieht für mich allerdings nicht aus wie aus einem Horrorfilm, denn solche Grimassen habe ich auf Fotos, die ich mache während Genki mit Sophie spielt, ständig drauf. ;) http://3.bp.blogspot.com/-eHOzk0TDxOE/UsFS09tr0gI/AAAAAAAAAa0/zD1fx6ztp9M/s1600/072.jpg Vielleicht liegt das aber auch nur an der Bulldoggen-Rasse, bei denen die Augen schnell Mal glubschig weit aufgerissen aussehen.

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    1. Die Körpersprache richtig einzuschätzen finde ich auch oft schwer. Ohne Kamera wären mir die Situation vielleicht auch gar nicht so aufgefallen und hätte die Situationen "harmloser" eingeschätzt. Bei deiner Schilderung von Genki könnte ich mir vorstellen, dass er aus Unsicherheit ersteinmal auf Angriff geht und die Reaktion des anderen abwartet.

      Mit den Grimasen hast du recht - der Blick muss nicht immer Angst bedeuten, sondern ist auch rassebedingt. Bei der Hündin spielten mehrere Dinge zusammen, dass ich den Eindruck hatte, sie hätte Angst vor Chiru und ihn lieber zurückgerufen habe.
      Liebe Grüße
      Sali

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  3. Ein richtig RICHTIG guter Beitrag!!!! Endlich mal einer der sagt was sache ist!!!
    Weiter so! Die Zweibeiner können nur lernen...
    Schlabbergrüße Bonjo

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    1. Hallo Bonjo, danke für deinen lieben Kommentar - habe ich mich wieder riesig drüber gefreut!
      Liebe Grüße
      Sali

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  4. Super geschrieben!!!!
    Und endlich mal bebildert auf den Punkt gebracht, dass Hunde eben nicht alles immer nur "unter sich regeln" sollten!
    Tolle Bilder, die mehr sagen, als viele Argumente selbsternannter Hundepsychologen ;o)

    Liebe Grüße,
    Salanda

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  5. *hahaha* der letzte Abschnitt gefällt uns am Besten ;-)

    Wir kennen das auch. Lilly hat leider die blöde Angewohnheit sich liegend und schleichend auf andere Hunde zuzubewegen, kurz vorher setzt sie zum Sprint an und dann steht sie auch recht angespannt vor dem Hund, allerdings mit dem Kopf in Schräglage und sie züngelt auch öfter, was ja als Beschwichtigung gilt. Interessant sind vor allem die Hunde ihr gegenüber zu beobachten, die eigentlich immer eine sehr beschwichtigende Körperhaltung einnehmen, sodass die Situation dann mit einem Spiel oder Desintresse endet. Dieses Verhalten zeigt Lilly aber nur auf Spaziergängen und auch bei ihr bekannten Hunden. Fahren wir hingegen auf die Hundewiese rennt sie ganz normal fröhlich zu den Hunden. Macht einer einen komischen Eindruck, beschwichtigt sie und kommt zu uns bzw. ich rufe sie und hole sie aus der Situation raus, denn der zweitbeste Satz ist wohl "Das müssen die unter sich ausmachen!" - Nee, müssen sie nicht. Ich bin der Chef, ich regel das für meinen Hund, wenn der sich überfordert fühlt. Punkt. ;-)

    Liebste Grüße und, sehr gut geschrieben und bebildert :-)

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    1. Hallo Ricarda,
      stimmt im Beliebtheitsgrad kommt hinter "tut nix...", sofort "das machen die schon unter sich aus". Spätestens da habe ich als Hundehalter mächtig versagt - da gebe ich dir vollkommen recht. Ich möchte das meine Hunde wissen, dass sie sich jederzeit auf mich verlassen können und ihr Vertrauen in mich berechtigt ist.

      Das Lilly sich auch so anschleicht hat mich gewundert. Chiru macht das auch ab Welpenalter an - allerdings immer - und ich dachte, dass wäre der Hütehund der da durch kommt.

      Liebe Grüße
      Sali

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  6. Hi Bine,
    wahre Worte!!!Weisst du noch...Schloß Wilhelmstal...Du hast Chiru gemäß der Leinenpflicht ordentlich angeleint, die anderen Hundebsitzer meinten das gilt nicht für sie. Nach einer halben Stunde waren wir doch völlig genervt:""Der tut nix"..Gut,daß wir dann gesagt haben: Ihrer nicht, aber unserer...
    Ich sag den Kunden auch immer, dass ich nichts tue....Manche glauben es auch,hi,hi
    Lieben Gruß
    Micky

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    1. Hallo Schwesterchen,
      ja an diesen Spaziergang erinnere ich mich nur zu gut! Vorallem an das Paar das schon fast wütend wurde, weil IHR Hund doch schließlich spielen möchte..."
      Ohne Worte so ein Verhalten!
      Dicken Bussi,
      die Bine

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  7. Liebe Sali,

    ein toller Beitrag. Den müsst so mancher Hundehalter sich täglich wieder aufs Neue vor Augen halten. Ich gebe ja zu, ich bin auch nicht immer nur friedliebend, aber deshalb darf bzw. muss ich auch an die Leine, wenn wir uns unbekannte Hunde sehen. Und wie schnell aus Spiel Ernst werden kann, das zeigen Dusty und ich unseren Menschen jeden Tag aufs Neue. So schnell können die manchmal gar nicht gucken. Schwierig wird es immer dann, wenn nur ein Mensch da ist. Der muss dann schon mal schnell ein paar Blessuren einstecken, weil wir nur noch durch Eingreifen des Menschen getrennt werden können. Auf Abruf reagieren wir mit aufgewühltem Terrier-Temperament nicht mehr. Und gerade deshalb ist es so wichtig, auf die Körpersprache zu achten, du hast das ganz toll beschrieben.

    Wuff-Wuff dein Chris

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    1. Hallo Chris, ich glaube das Problem mit dem Rüdengepöbel kennen ganz viele 2-Beiner - wir zumindestens sehr, sehr gut! Da hilft es wirklich nur den eigenen Hund oder wie bei euch - die Hunde zu beobachten und schnell eingreifen.
      LIebe Grüße
      Sali

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  8. Ein toller Beitrag !

    Wenn sich doch nur alle Hundehalter mit der Sprach ihrer Hunde beschäftigen würden...
    Ich glaube das Leben wäre manchmal leichter.

    Liebe Grüße
    Andrea mit Kathi & Niña

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    1. Das stimmt Andrea! Ich finde das noch viel wichtiger als Welpenschule und Erziehungskurse die ja so im Trend sind!
      Liebe Grüße
      Sali

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  9. Hallo Binchen,
    ein toller Bericht und suuper Bilder.
    Fast alle Konflikte von denen wir hören ,lesen oder auch schon selber erlebt haben sind
    oft das Ergebnis von uns Hundebesitzer.
    Leider herrscht bei vielen Haltern,-was die Körpersprache ihres Hundes anbelangt,
    oft eine gähnende Leere in den Augen- (Kopf).
    Wir sind es doch die den Hund dazu ermutigen--lauf doch Strolchi,schau mal, soo ein netter Hund,
    der will bestimmt auch nur Spielen.
    Hunde zeigen uns jederzeit sehr eindeutig durch ihre Körpersprache welches Ziel sie verfolgen
    (mann müßte es nur lesen können!!!!) Wir lernen Fremdsprachen und nach möglichkeit nicht nur "EINE",aber von der Körpersprache ihres Vierbeiners haben sie noch nicht gehört???!!!!!

    Es ist ja auch so viel angenehmer und einfacher als (bequemer ) Hundehalter darauf zu vertrauen,
    das jedes Zusammentreffen harmonisch verläuft.
    Ich bekomme immer einen mittelschweren Anfall wenn der Halter noch nicht einmal in der Lage
    ist seinen Hund zuverrlässig abzurufen,--erst recht wenn er sieht,das meine Hunde an der Leine sind.
    Es ist ein "Thema" Binchen,- das noch viele Worte verdient.
    Nun freue ich mich erst einmal dich Morgen zu sehen,du darfst Chiro auch ohne Leine ins Haus
    lassen unser kleines Monster" Ma-ni" wird ihren Bruder nicht fressen,lach,lach.

    Liebe Grüße
    Gaby

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    1. Liebe Gabi,
      am schlimmsten finde ich noch die Hundebesitzer die ihre Hunde vollkommen unbeaufsichtigt toben lassen. Ein gemütliches "Kaffekränzchen" am Wiesenrand und keiner achtet auf seinen Hund - Albtraum!

      Gib Man-ni schon einmal ordentlich zu fressen, damit Chiru es gleich unbeschadet überlebt!
      Liebe Grüße
      Sali

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  10. ich muss die anheimelnde Einträchtigkeit, die hier herrscht, jetzt mal ein bisschen aufwühlen, ist ja richtig langweilig :-) ... Ich sehe das ganze nämlich ein bisschen anders. Vorweg nehme ich jedoch gleich, dass ich natürlich auch nicht grundsätzlich alle Hunde einfach aufeinander loslassen würde. Aaaaaber ... Nach meiner Meinung (und Erfahrung) ist es tatsächlich so, dass die Hundeprobleme i. d. R. erst dann entstehen, wenn Menschen sich einmischen. Meist ist es so, dass die Hunde das tatsächlich unter sich regeln. Was jedoch nicht heißt, dass sie sich ständig gegenseitig vermöbeln. Hunde sind ja hochsozial und kennen i .d. R. genau ihr eigenes Regelbuch. Es hat wohl eher mit fehlerhafter Sozialisation zu tun, wenn ein Hund ständig meint sich prügeln zu müssen. Ich bin seit einigen Jahren Mitglied in einer Hundewandergruppe, wo es durchaus auch mal passieren kann, dass 20 oder gar mehr Hunde aufeinander treffen, die sich zum großen Teil dann gar nicht kennen. Am Anfang ist das ganze dann ein wenig unruhig, weil sich alle ja erst mal kennen lernen müssen. Da wird dann auch schon mal das eine oder andere Verständigungsproblem durch grummeln o. ä. geklärt. Sind die Hunde alle in Ordnung, passiert da dann aber nichts weiter. Irgendwann haben die untereinander geschaut, wer mit wem gut kann … und haben eine Menge Spaß. Ich habe Lucy beigebracht, im Zweifelsfall, also wenn sie sich nicht wohl fühlt mit den anderen Hundekollegen, einfach zu mir zu kommen. Und natürlich habe ich sie auch immer im Auge, nur für den Fall. War aber noch nie was … Unser Terrier Leo ist eh ein ganz selbstbewusster (aber auch ein Abchecker, der weiß immer genau, bei welchem Hund er sich was leisten kann), um den braucht man sich keine Sorgen machen. Und er ist ein typisches Beispiel: Ein sicherer Hund hat es nicht nötig, sich durch Kämpfe zu bestätigen, da die anderen Hunde seine „geistige“ Überlegenheit problemlos anerkennen. Es sind die unsicheren Hunde, die, die nicht ordentlich sozialisiert wurden, die die Probleme machen. Die, die selber die Hundesprache nicht richtig gelernt haben. Die haben sowohl Ärger, weil sie nicht recht akzeptiert werden, als auch, weil sie nicht recht den „Verhaltenskodex“ kennen. Und ich finde diesen neuen Trend, die Hundesprache zu deuten („Guck mal, jetzt leckt er sich über das Maul, er beschwichtigt gerade … Nein sieh mal die Rute geht runter, da stimmt was nicht …) recht fragwürdig. Natürlich sollen die Leute sich auseinandersetzen, mit ihren Hunden. Und sie sollen sich auch für deren Andersartigkeit interessieren. Sie sollen aber dabei lieber mehr auf ihre Intuition und ihr Bauchgefühl hören. Um zu erkennen, dass ein Hund z.B. unsicher reagiert, muss man nicht die einzelnen Körpersignale übersetzen, sondern man muss die Körpersprache als ganzes verstehen. Back to nature fände ich da besser. Ich mag das auch gar nicht, dass sich da mittlerweile solche „Fraktionen“ gebildet haben. Die einen, die sich wenig Gedanken machen und mit ihren Hunden in den Tag hinein leben gegen die anderen, die 2 mal die Woche in die Huschu gehen und den Hund perfekt erzogen haben. Gefällt mir gar nicht. Machen sich das Leben nur gegenseitig schwer. Ich gehöre weder zur einen noch zur anderen Fraktion. Meine Hunde sind weder perfekt erzogen noch sind sie gar ständig sofort „abrufbar“ (wie ich dieses Wort hasse!). Dafür sind wir Menschen sehr umsichtig und passen immer gut auf, dass unsere Hunde z.B. niemand belästigen. Der Umgang mit unseren Hunden ist ein sehr natürlicher und oft auch sehr lockerer. Unsere Hunde sind beide gut sozialisiert und wissen sich zu benehmen, allerdings ohne großartige Kommandos.
    Ja, das ist meine Meinung dazu …
    LG Anke

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    1. Liebe Anke,
      das finde ich gerade beim "Bloggen" so schön - das unterschiedliche Meinungen und Denkweisen diskutiert werden können. Wobei so weit bist du von dem geschriebenen ja nicht weg ;-), sondern "beleuchtest" für mich andere Situationen. Der klassische Hundestrand ist für mich ähnlich einer Hundewiese - ein begrenztes Gebiet. Halter stehen in Gruppen beieinander und die Hunde sollen miteinander "spielen". Bei deinen Spaziergängen seid ihr in Bewegung - darum geht es euch bestimmt auch. Den Spaß an der Natur - das gemeinsame unterwegs sein und die sozialen Kontakte der Hunde miteinander. Du schreibst es ja selber, deine Lucy hat die Möglichkeit zu dir zu kommen, wenn sie sich in einer Situation unwohl fühlt.Schau dir im Vergleich die Situation von Chiru am Hundestrand an - begrenzter Raum - Hunde umzingeln ihn - Menschen stehen im Kreis und bedrängen die Hunde damit zusätzlich... Sollte ich ihn da alleine lassen in der Situation - er wird es schon regeln?

      Bei deiner Meinung zur Wichtigkeit der Körpersprache bin ich nicht ganz "bei dir". Für mich ist es schon wichtig, das ein Hundebesitzer sich damit auseinandersetzt und dazu gehönren nun mal die klassischen Signale "züngeln" auch. Wo du aber recht hast - das gesamte zählt. Es ist nicht ein Signal sondern ein Zusammenspiel von mehrern. Es gehört auch Bauchgefühl dazu sie zu interpretieren und auf seinen Hund anzuwenden.
      Gegen den Vorwurf, dass nur ein unsozialisierter Hund pöbelt wehre ich mich entschieden. Da sind für mich die Gründe vielschichtiger. Chiru ist gut sozialisiert und trotzdem haben wir in dieser Richtung unsere Problemchen.

      Ob es tatsächlich jetzt zwei Fraktionen Hundehalter gibt?! Ich weiß nicht... Nein für mich gibt es noch eine ganze Bandbreite dazwischen. Für mich sind die Leute die zweimal die Woche in die Hundeschule gehen, auch nicht unbedingt "Erziehungsfreaks" für den perfekten Hund. Vielen macht es auch einfach Spaß sich mit den Hund intensiv zu beschäftigen und machen dies gerne in der Gruppe.

      Anke, was mir sehr gefällt an deiner Schilderung ist, dass es für mich so wirkt, dass ihr versucht eure Hunde so natürlich wie möglich zu erziehen. Mit viel Bauchgefühl und ohne irgendwelchen Trends die gerade in der Hundeerziehung herrschen.
      Liebe Grüße
      Sali

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    2. Liebe Sali,

      Ich mag das, wenn es schöööön lang wird  …. Außerdem sind solche Themen quasi meine Lieblingsthemen. Sie gehören ja in den Verhaltensbereich und damit beschäftige ich mich jetzt schon seit einigen Jahren ziemlich intensiv. Ich hatte vor Jahren einen Hund aus dem Tierschutz, bei dem die Prägung und Sozialisierung völlig fehlgeschlagen sind. Daraus resultierte ein Aggressionsproblem, sowohl gegen Menschen als auch gegen Hunde. Die meisten Menschen, die Hunde halten, unterschätzen die Folgeschäden, die Lücken in diesen immens wichtigen Phasen mit sich bringen können, gewaltig. Oder bringen Problemverhalten gar nicht erst damit in Zusammenhang. Natürlich spielen auch noch die jeweiligen Gene eine Rolle. Je nach genetischer Veranlagung kann die Bereitschaft zur Aggression stärker oder weniger stark ausgeprägt sein. Ein anderer Ausdruck für sogenanntes gutes Sozialverhalten ist auch die „soziale Verträglichkeit“. Der drückt eigentlich noch besser aus, was ich meine. Mir ist jetzt leider nicht ganz klar, was du meinst, wenn du schreibst, Chiru pöbelt. Mir ist der Begriff „pöbeln“ auch nicht wirklich klar. Heißt das, er greift andere Hunde an oder heißt das nur, er macht schon mal „einen auf dicke Hose“, ohne ernsthaften Hintergrund. Bei ersterem würde ich sagen, das ist ein Problem. Bei zweiterem würde ich sagen, das ist recht weit verbreitet. Lucy z.B. macht das schon mal gerne bei kleineren Hunden. Da misch ich mich dann ein, indem ich ihr klar zeige: Das lässt du mal schön sein! Ist aber auch, wie schon gesagt, kein wirklich böses, ernstzunehmendes Verhalten. Oder auch schon mal an der Leine, bei Hundebegegnungen. Das hat sie schon mitgebracht, aus dem Tierheim. Es wird oft gesagt, dass man bei Kindern, die in die Pubertät kommen, keinen wirklichen Einfluss mehr hat. Dass das aber nicht weiter schlimm ist, denn wenn man bis dahin einen guten Job gemacht hat, haben sie ein gutes Grundgerüst (natürlich gepaart mit den Genen) auf das sie nun zurückgreifen können. Genau so ist es meiner Meinung nach bei Hunden. Wenn die Prägung und die Sozialisierung gut gelaufen sind, kann man sich eigentlich recht gut darauf verlassen, dass ein Hund sich in fast allen Situationen entsprechend verhalten kann. Er weiß dann, wie er sich wem gegenüber verhalten sollte. Und i. d. R. sind Hunde eh eher friedliebend und wollen gar keinen Ärger mit anderen. Wenn so eine Gruppe zusammentrifft, wie bei mir oft bei den Hundewanderungen und bei euch jetzt da am Strand, müssen die sich natürlich erst mal gegenseitig abchecken. Und da spielen dann natürlich auch Hierarchien, Alter, Geschlecht etc. eine Rolle. Wenn man als Mensch dann ein gutes Auge dafür hat, was genau da passiert, kann man natürlich erkennen, wann man tatsächlich eingreifen sollte. Dies wiederum sollte man meiner Meinung nach aber so wenig wie möglich tun, denn man nimmt den Hunden sonst die Möglichkeit, sich untereinander zu einigen. Was wiederum sehr wichtig ist, für ein dauerhaftes friedliches miteinander. Aus meiner Erfahrung kann ich auf jeden Fall nur sagen, Ärger in einer Gruppe Hunde wird immer von den gleichen Hunden verursacht. Ich kenne eine ziemliche Menge von Hunden und wenn man dann genauer hinschaut, sind die Hunde, die wiederholt Ärger machen, immer welche, die offensichtlich Lücken aufweisen, in ihrer Sozialisation. Und wiederkehrende Verhaltensweisen in die aggressive Richtung sind immer erlernte, niemals einfach angeboren. Womit ich wieder bei meiner Aussage lande, Zoff entsteht in den allermeisten Fällen durch Hunde, die sozial nicht verträglich sind oder zumindest nicht 100 %ig. Aber wie schon gesagt, man muss natürlich unterscheiden, zwischen Aggression und harmlosem „Gepöbel“(??).

      Die Sache mit den zwei Hundefraktionen habe ich natürlich etwas überspitzt dargestellt (was ich ja gerne mache  ). Aber es gibt sie. Achte mal darauf, in den Medien, Radio, Internet …

      Ich hoffe, ihr erschlagt mich jetzt nicht  …

      LG Anke

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    3. Hallo Anke, das du gerne lange Kommentare schreibst - da wäre ich ja überhaupt nicht drauf gekommen - gut das du es noch einmal erwähnst *kicher*! Ich finde das aber klasse, weil man daran ja auch merkt, dass ich mit dem Thema den richtigen Punkt erwischt habe.
      Deine Ausführungen zum Thema "Sozialisierung" finde ich echt spannend- befürchte aber, dass sie hier im Kommentarbereich untergehen. Mit Pöbeln meinte ich die "dicke Hose" - er greift keine Hunde an.
      Ich würde das Thema "richtige Sozialisierung" gerne als eigenes Bloggthema zeitnah aufgreifen. Vielleicht magst du mich dabei ja unterstützen und deine Meinung zum Thema einfließen lassen?! Falls du Lust hast melde dich doch einfach per Mail bei mir!
      Liebe Grüße
      und erschlagen wird hier niemand, der andere Denkanstätze einwirft!
      Sali

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  11. Ein klasse Beitrag und gerade den Satz "Der tuuut nix" kennt man leider nur zu gut.

    Ich ruf dann gerne "Aber meine!" und die meisten leinen ihren Hund dann angesichts dreier nicht ganz kleiner Hunde, die an der Leine sind und schon starr gucken, doch lieber an. Was auch gut so ist, ich habe zwei Pöbler. Neulich begegnete mir eine Frau mit einem alten Spitz, die war total entsetzt dass ich meine Galgos nicht direkt neben der Straße und Straßenbahngleisen auf einer Wiese ableinen wollte - schließlich tue ihrer ja nix....

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  12. Hallo Tanja, ja den Satz "aber meiner!" kenne ich auch nur allzu gut! Schade, dass es bei vielen nicht ausreicht, dass der Hund einfach angeleint ist, sondern dass man sich noch rechtfertigen muss!
    Liebe Grüße und danke für deine Meinung zum Thema!
    Sali

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