Fotografie
Mit einer Schwarz-Weiss Bearbeitung die Bildaussage verstärken [Tipps für die Bildbearbeitung #1]
Für mich ist eines der schönsten Komplimente bei der Fotografie, wenn das Bild beim Betrachter Gefühle auslöst. Aber wie erreicht man das? Wie wird aus einem normalen Schnappschuss ein Foto, das Emotionen weckt? Ein Hilfsmittel hierbei ist die Farbgestaltung. Ein Bild in Graustufen rückt ein Motiv oft besser in den Mittelpunkt als eine Farbaufnahme. Gerade Gefühle wie Einsamkeit, Trauer und Verlust lassen sich hiermit betonen. Ein Beispiel hierfür ist die folgende Aufnahme von einem jungen Labrador-Rüden.
Das Bild entstand mehr durch Zufall bei einem Spaziergang mit Chiru. Wie würdest du beschreiben, was du auf dem Foto siehst? Welche Emotionen hat es bei dir ausgelöst? Ich bat meine Schwester Tami das Bild zu beschreiben. Für sie wirkte der junge Hund einsam und verlassen. Den Zaun empfand sie als Gitter, welches den Labrador einsperrt. Eine Aufnahme, die sie traurig stimmte. Ging es dir ähnlich?
Die Geschichte hinter dem Bild ist eine vollkommen andere. Ich war mit Chiru bei uns in den Feldern unterwegs und warf ihm hin und wieder einen Ball zu. An einem angrenzenden Bauernhof sah der junge Labrador Max unserem Spiel zu und wollte gerne dabei sein. Neugierig schaute er über den Zaun wo der Ball geblieben war. Max, ein kecker junger Rüde, der sein Herrchen ständig auf dem Hof begleiten darf, ist ein geliebtes Familienmitglied. Ich fand es witzig wie Max über den Zaun schaute und fotografierte ihn.
Zuhause am Rechner wollte ich die Aufnahme zuerst löschen. Es war sehr bewölkt an dem Tag und die Farben der Aufnahme waren mir zu blass. Das Motiv gefiel mir jedoch und so testete ich verschiedene Möglichkeiten aus. Mit einem engeren Bildausschnitt rückte der sehnsüchtige Blick von dem jungen Labrador mehr in den Fokus. Bei der Originalaufnahme hatte ich Max viel zu sehr mittig fotografiert. Zum Glück hatte ich oben und an den Rändern noch viel Platz, so dass ich das mit dem engeren Bildausschnitt korrigieren konnte.
Eine farbige Aufnahme in ein Schwarz-Weiß-Foto umzuwandeln ist relativ einfach. Gerade Bilder von weißen oder schwarzen Hunden eignen sich hierfür sehr gut. Im ersten Schritt reduziert man die Farbe. Ich arbeite mit dem Bildprogramm Photo Impact. Dort nennt sich dieser Arbeitsvorgang Foto -> Farbe -> Farbton und Sättung. Mit einem Wert von -100 ist das Bild in Graustufen umgewandelt. Jetzt fehlt für die Schwarz-Weiß-Aufnahme nur noch ein wenig „Helligkeit und Kontrast“. Bei mir erreiche ich das über die Befehle -> Licht -> Tonwertkorrektur. Fertig!
Es muss aber nicht immer eine Schwarz-Weiß-Bearbeitung sein. Oft reicht der Bildaufbau allein schon aus, um einen bestimmten Eindruck beim Betrachter zu erwecken. Ein Hund einsam an einer Bank angebunden. Wurde er ausgesetzt? Wo ist der Besitzer? Wer lässt seinen Hund an so einem trüben Tag alleine zurück? Das sind Gedanken, die einem beim Anschauen des Bildes kommen könnten.
Ganz bewusst habe ich bei dem Foto die Leine nicht weggestempelt und die Bank als Hintergrund gewählt. Ich brauchte für einen Artikel ein Bild von einem Hund der ausgesetzt wurde. Natürlich wurde Chiru nicht einfach angebunden an einer Bank allein gelassen. Direkt gegenüber befand sich ein Gehege mit jungen Ziegen, die ich fotografieren wollte. Chiru hat die lästige Angewohnheit die Jungtiere anzubellen und musste daher an der Bank auf mich warten.
Eine weitere Gestaltungsmöglichkeit bei der Bildbearbeitung ist mit dunklen Rahmen zu arbeiten. Die Aufnahme von der Taube ist eine Gegenlicht Aufnahme. Mit dem Teleobjektiv habe ich bewusst den Vordergrund nicht komplett verschwimmen lassen, so dass noch ein Stück von dem Drahtgitter zu sehen ist. Das erreicht man in dem man die Blendenzahl verringert. In dem Fall hatte ich anstatt Blende 4 die Blende 5,6 gewählt. Der Eindruck „eingesperrt“ zu sein wird noch einmal verstärkt. Der breite schwarze Rahmen um die eigentliche Aufnahme trägt ebenfalls dazu bei.
Oft muss ein Bild nur ein wenig am Computer nachbearbeitet werden und schon entsteht aus einem Schnappschuss ein „Big Picture“. Viel Spaß beim Ausprobieren!