WARUM EINEN SHETLAND SHEEPDOG (SHELTIE)?

Freitag, März 27, 2015

Für welche Rasse entscheidet man sich, wenn der Hund sportlich sein soll, hochbeinig, aufgeweckt, aber auch kein Pöbler... Er sollte gegen gelegentliche Couchtage nichts einzuwenden haben und auch für ein Hundeanfänger geeignet sein. Von der Größe nicht zu klein, aber auch nicht zu groß, damit man ihn problemlos in den vierten Stock tragen kann, falls er mal krank ist. Eigentlich wusste Andrea schon vorher welche Rasse sie gerne hätte: einen Sheltie. Aber war sie einem Hütehund gewachsen, fragte sie sich? Letzt endlich siegte der Wunsch nach einem Sheltie und  Welpe Fiete zog bei Andrea ein. Heute, drei Jahre später lebt Fiete mit seinem Frauchen in München und ist ein richtiger kleiner Großstadtrocker geworden. Hat Andrea für sich die richtige Entscheidung mit einem Sheltie getroffen? Diese Frage lässt sich mit einem eindeutigen JA beantworten:

WIE MICH DER SHELTIE FAND
Ein Portrait von Andrea Hertl


Ich fand Lassie immer hässlich. Die lange Nase, die mich an eine Ratte erinnerte, das lange Fell, das nur Dreck mit in die Wohnung bringt. Irgendwann musste ich in den Baumarkt, sicher was total Wichtiges besorgen. Wie das so ist, als Frau. Ich schlenderte Gedankenverloren umher und stand zwischen zwei Regalen. Dann stand da einfach so ein Hund. Einer, der mich neugierig aber mit gesundem Respekt ansah und seinen Kopf schief legte. Er sah aus wie Lassie. Die hässliche Lassie aus dem Fernsehen, die aussah wie eine Ratte. Er sah sicher auch aus wie eine Ratte nur war er kleiner als Lassie und 1000 Mal süßer. Da wusste ich: später willst du auch so einen Hund. 





EIN MINI COLLIE

Zuhause gab ich vermutlich ein, was alle Menschen in die Suchmaschine einhacken, wenn sie solch einen Hund sehen der aussieht wie Lassie nur kleiner ist: „Mini Collie“. Ich fand heraus, dass diese Mini Lassie im Baumarkt ein Shetland Sheepdog – kurz Sheltie – war. Die Jahre vergingen, die Überlegungen ob Hund oder nicht Hund kamen und gingen. Dann wollte ich einen Labrador, dann einen Magyar Vizsla und und und. Gedanken an den Sheltie habe ich kaum noch verschwendet. Eine der anderen Rassen hatte sich aber auch nicht durchgesetzt – es hatte sich gar kein Hund durchgesetzt. Er passte einfach nicht in mein Leben. Doch trotzdem stellte ich mir diese Frage vier Jahre lang regelmäßig.





 
DIE AUSWAHLKRITERIEN

Während meines Studiums in Berlin hatte ich offenbar zu viel Zeit. Zumindest beschäftigte ich mich wieder nähergehend mit der Hundefrage. Einen großen Hund bezog ich nicht mehr in meine Überlegungen mit ein, denn ich wohnte im vierten Stock ohne Fahrstuhl. Ich hatte gelesen dass man junge Hunde die erste Zeit die Treppe hoch und runter tragen sollte. Allein der Gedanke das mit einem Labrador zu tun der ziemlich schnell ziemlich schwer wird, bereitete mir Rückenschmerzen.


Außerdem fahren Hunde, die nicht größer als eine Hauskatze sind, bei der Deutschen Bahn umsonst, sofern sie sich in einem Transpotbehälter befinden. Als Studentin ist man ja immer etwas klamm und da ein normaler Hund bei der Deutschen Bahn den Preis einer Kinderfahrkarte zahlt, war dies natürlich auch ein Totschlagargument.Des Weiteren wollte ich einen sportlichen Hund. Ich wollte einen, mit dem man auch was machen kann und der nicht gleich nach 100 Metern joggen röchelnd in der Ecke liegt. Ich wollte vielleicht Agility machen, oder Obedience. Es musste also ein Hund sein, der diese Kriterien erfüllt, obwohl ich mir noch nicht sicher war, ob er diese Sportarten mit mir auch machen wird. Er sollte aber auch nicht jeden Tag so ausgelastet werden müssen, dass ich nachher erschöpft auf der Couch liege und der Hund mir immer noch den Ball vor die Füße wirft.


Ich wollte einen Hund, der sich für Anfänger eignet. Einen der nicht versucht meine Autorität mit kleinen Manövern zu untergraben. Außerdem wollte ich einen Hund, der etwas reservierter Fremden gegenüber ist. Ich wollte keinen Hund, der gleich mit der Tür ins Haus fällt. Mir viel der Sheltie wieder ein.



 

DER SHELTIE IN MEINER VORSTELLUNG

Vorgestellt habe ich mir einen Sheltie so: Ein sportlicher, schüchterner Hund. Benötigt sicher viel Auslauf und Auslastung. Ist nicht so groß und darf kostenlos mit der Bahn fahren. Und last but not least: eignet sich für Anfänger.

WIKIPEDIA UND VIELE RASSEPORTRAITS SAGEN DAS
Er ist ein intelligenter Hund, gutmütig, lernfreundig und lernwillig. Fremden Menschen gegenüber ist er reserviert aber nicht ängstlich. Shelties sind sehr kommunikativ und können zum kläffen neigen.
 


Größe:
Rüden sollten eine Widerristhöhe von 37 cm, Hündinnen von 35,5 cm haben. Eine Abweichung von mehr als 2,5 nach oben oder unten ist höchst unerwünscht.

Farben:

  • Zobel : Reinfarben oder Schattierungen von hellem Gold bis zu sattem Mahagoni. Die Schattierungen sollten kräftig getönt sein.
  • Tricolor:Tiefschwarz am Körper mit satten lohfarbenen Abzeichen.
  • Klare silbriges Blau mit schwarzer Sprenkelung und Marmorierung. 
  • Black-White: Schwarz/weißes Fell

Nach 4 weiteren Monaten zog mein Tricolor Sheltie Fiete bei mir ein. Sein Vater ist ein Sheltie aus Kanadischer Linie. Die sind kräftiger gebaut und kompakter als die Europäische Linie; seine Mutter ist ein Sheltie aus Europäischer Linie. Eingezogen ist er bei mir im März 2012.







DIE REALITÄT

Nach ein paar Monaten schon konnte ich sagen dass viel auf meinen Sheltie Fiete zutrifft wie es im Rassestandart beschrieben ist: Fiete ist ein lernwilliger und lernfreudiger Hund. Er ist intelligent - man muss ihm Sachen nicht oft „erklären“ damit er es versteht. Es sei denn ich stelle mich doof an, dann dauert es auch schon mal länger, bis er mich versteht.

Kostenlos darf er mit der Bahn natürlich auch fahren – in einer Transportbox oder einer Tasche. Er ist mit seinen knapp 34 cm zwar für den Rassestandard zu klein, aber dafür könnte er im Agility in small laufen. Das ist ja auch ein Vorteil, da da die Hürden kleiner sind. 

UNSER ABKOMMEN...
Ein Sheltie eignet sich auf jeden Fall für Anfänger. Natürlich haben wir unsere kleinen „Machtkämpfe“. Aber durch Regeln, die ich einfach mit Konsequenz durchsetze, kommen wir gut zurecht.  Ich bin da vielleicht auch etwas eigen, aber ich lasse ihn dafür Rüde sein und nicht kastrieren. Wenn er könnte würde er alle 2 Meter markieren. Darf er aber nicht. Es gibt Leute die lassen ihren Rüden kastrieren, weil sie das stört. Wir arrangieren uns aber: Er markiert nicht wo er geht und steht und ich lasse ihm seine Männlichkeit ;)

Während der Pubertät hat er mal in dem Geschäft, in dem ich während des Studiums arbeitete, gegen einen Kleiderständer markiert. Danach sind wir in ein Zoogeschäft, um zu üben, dass Läden auch zu geschlossenen Räumen gehören und da so etwas nicht erwünscht ist. Drei mal hat er versucht sein Bein zu heben. Drei mal hab ich ihn weggeschubst. Seither hat er nie wieder versucht in Läden zu markieren.



DIE SPORTSKANONE
Er ist eine Sportskanone. Während des Sports ist er nicht müde zu bekommen, wenn man zu hause ist fällt er allerdings in den Tiefschlaf. Ich erinnere mich an eine ziemlich anstrengende Bergtour, nach der wir Menschen uns kaum noch bewegen konnten, nur Fiete fragte uns mit seinen Blicken, wann wir endlich weiter die Welt erobern.Er wird aber auch nicht zur unerträglichen Bestie, die anfängt die Möbel zu zerkauen, wenn man mal eine Woche krank ist und die Gassigänge sich auf ein Minimum beschränken. Man kann mit ihm jeden Unfug anstellen. Er weicht seinem Menschen nicht gerne von der Seite und achtet sehr vorbildlich darauf, was ich tue.


DER MENSCHENFREUND

Fremden Menschen gegenüber ist er nicht reserviert. Er entspricht in diesem Punkt nicht im Geringsten dem Rassestandard. Das mag vielleicht daran liegen, dass er ihn nicht gelesen hat. Er freut sich, wenn Fremde mit ihm Kontakt aufnehmen und ihn streicheln oder mit ihm spielen. Dabei grunzt er dann immer sehr vergnügt. Gestern hat er den Postboten getroffen. Ich kann gar nicht sagen wer von beiden sich mehr gefreut und wer mehr gegrunzt hat.
Das ist das einzige, was mich ein bisschen stört, da ich Menschen – im Gegensatz zu ihm – nicht sonderlich zugetan bin. Aber ich arrangiere mich, denn lieber einen Hund, der alle anderen Menschen toll findet, als dass er diese anknurrt. Außerdem stimmt das „Gesamtpaket“ ansonsten.  Nicht zu vergessen, dass er meine Autorität immer in Frage stellt. Aber das nehme ich ihm nicht übel. In seinem kleinen Hundekopf ist die Welt eben nicht so kompliziert wie in meinem großen Homo sapiens Gehirn.



DIE QUATSCHTANTE
Ein Kläffer ist er nicht. Er ist aber ziemlich Kommunikativ. Angefangen vom Grunzen und Knurren während er gestreichelt wird bis hin zum Proteststöhnen wenn er was machen muss, wodrauf er keine Lust hat. Zum Beispiel Ruhe halten und sich hinlegen. Da er mir immer gefallen will tut er mir natürlich den Gefallen, aber nur unter großem Stöhnen.

Ich freue mich auf weitere schöne Jahre mit meinem Sheltie Fiete, denn die Entscheidung für einen Hund war die Beste, die ich je getroffen habe.

________________________________________________________________ 

Text und Fotos: Andrea Hertl

Linktipp:
Hier rockt Fiete - auf seinem Schnauzen-Blog erzählt Fiete von seinem Großstadtleben mit Frauchen Andrea in München: www.schnauzen-blog.de

Liebe Andrea,
danke für das tolle Portrait über den Sheltie und deinem Fiete!
liebe Grüße
Sali

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13 Kommentare

  1. Ui, ein tolles Porträt und es zeigt mal wieder, dass der Rassestandard eben nicht in jedem Punkt und immer stimmen muss. Deshalb hab ich ja auch keinen Jagdtrieb :-)

    Wuff-Wuff Chris

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    1. Hi Chris, Ausnahmen bestätigen die Regel :-) Aber du hast vollkommen recht - auch Chiru hatte nicht alle Eigenschaften seines Rassestandartes. Das macht die Serie auch für mich immer wieder so spannend zu lesen.
      Liebe Grüße
      Sali

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  2. Tja, ich bin dagegen ein waschechter Terrier. Obwohl Frauchen lange gehofft hat, dass ich nicht alle Eigenschaften eines Jack-Russels mitbringe. *hi hi*

    Ein wirklich toller Artikel.

    Liebe Grüße
    Sonja und Charly

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    1. Hi Charly, deinem Kompliment für Andy schließe ich mich gerne an - sie hat den Beitrag toll geschrieben! Das dein Frauchen Sonja gehofft hat, dass du nicht ALLE typischen Eigenschaften eines Jack-Russels mitbringst kann ich mir sehr gut vorstellen! Ging mir mit Chiru nicht anders. Ein bisschen weniger tibetische Dickköpfigkeit hätte es gerne sein dürfen :-)
      LIebe Grüße und vielleicht schreibt ihr für uns ja ein Beitrag über den Jack Russel? Der fehlt uns nämlich noch!
      Liebe Grüße
      Sali

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  3. Ich musste bei der Einleitung herzhaft lachen ... Lassie sieht aus wie eine Ratte :) Deswegen oder eher trotzdem ist es jetzt "Mini-Lassie" geworden! Wunderbar geschrieben.
    Ich freue mich über die so unterschiedlichen Beiträge dieser Serie - zum einen, weil man so viele verschiedene Rassen etwas besser kennenlernt und weil ich die Geschichten hinter den Blogs auch mag.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Damon und Cara

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    1. Danke für deinen lieben Kommentar Isabella! Mir geht es bei der Serie genauso wie dir - man lernt auch immer den Menschen hinter den Blog ein bisschen besser kennen - und ich mag das sehr!
      Liebe Grüße
      Sali

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  4. Eine wirklich tolle Beschreibung bzw. Geschichte, wie ihr zueinander gefunden habt. Da ich immer ganz gerne einen Lieblingssatz wähle, würde ich sagen, dieser hier ist der Schmunzler des Tages "Gestern hat er den Postboten getroffen. Ich kann gar nicht sagen wer von beiden sich mehr gefreut und wer mehr gegrunzt hat. " Absolut köstlich ;-)

    Liebste Grüße

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    1. Hi Ricarda, deinen Kommentar möchte ich mich gerne anschließen: Andrea hat wirklich einen herrlichen Humor und ich musste an einigen Stellen herzhaft lachen!
      Liebe Grüße Sali

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  5. Wegen dieser Sache mit "kostenlos in der Bahn mitfahren" ist auch mein handliches Format positiv in die Waagschale gefallen... ;-) Und Lassie mochte ich übrigens auch noch nie, aber Fiete ist ein richtig knuffiger, mit dem würde ich mich bestimmt spitze verstehen!
    Liebe Grüße
    Lotta

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    1. Und ich habe immer gedacht: ALLE lieben Lassie! So kann man sich täuschen!
      Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar
      die Sali

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  6. Wir mögen Shelties auch sehr :) Aber mir gefallen dann doch eher die, die nicht nach Plüschbombe aussehen :D

    Liebste Grüße
    Dani mit Inuki und Skadi

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    1. Hallo Daniela, Fiete war früher auch keine Plüschbombe. Als ich nach München zog hat er ein halbes Jahr bei seiner Züchterin "gewohnt" bis ich eine hundgerechte Wohnung gefunden hatte. Als er er wieder zu mir kam sah er aus wie ein aufgeplatztes Sofakissen. So viel Fell. Das kam durch die Hormone - gutes Futter tat sein übriges, er hat in der Zeit gut zugelegt - während er früher zu dünn war ist er jetzt genau richtig. Jetzt ist er ein richtiger Mann und lebt es auch :)

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  7. Vielen vielen Dank für eure Kommentare. :) Ich bin gerührt und nicht geschüttelt :)

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